Was ist ein Gleitender Durchschnitt?
Ein gleitender Durchschnitt ist ein technischer Indikator, der den Durchschnittskurs eines Wertpapiers über einen bestimmten Zeitraum hinweg berechnet – und diesen Durchschnitt „gleitend“ über die Zeit fortschreibt. Ziel ist es, kurzfristige Kursschwankungen zu glätten und dadurch den übergeordneten Trend sichtbar zu machen. Gleitende Durchschnitte sind besonders beliebt, weil sie einfach zu interpretieren sind und in fast jedem Charttool eingebaut sind.
Man unterscheidet dabei verschiedene Typen: Der Simple Moving Average (SMA) ist der einfachste und gewichtet alle Kursdaten gleich. Der Exponential Moving Average (EMA) hingegen legt mehr Gewicht auf die aktuelleren Kurse und reagiert dadurch sensibler auf Kursveränderungen.
Gleitende Durchschnitte helfen Tradern, Unterstützungs- und Widerstandszonen zu erkennen, Trendrichtungen zu bestätigen oder Ein- und Ausstiegssignale zu finden – besonders in Kombination mit weiteren Indikatoren.
Was ist der Simple Moving Average (SMA)?
Der Simple Moving Average (SMA) ist der einfachste gleitende Durchschnitt: Er berechnet den Durchschnittskurs eines Wertpapiers über einen bestimmten Zeitraum, wobei alle Kurse gleich stark gewichtet werden. Beispiel: Ein 10-Tage-SMA addiert die Schlusskurse der letzten 10 Tage und teilt sie durch 10.
Der SMA reagiert vergleichsweise langsam auf neue Kursveränderungen, weil ältere Daten genauso viel Einfluss haben wie aktuelle. Diese Trägheit kann helfen, Fehlsignale in volatilen Märkten zu vermeiden, führt aber auch dazu, dass der SMA Trends oft mit Verzögerung anzeigt.
Viele Trader nutzen den SMA, um langfristige Trends zu identifizieren – etwa mit dem 50- oder 200-Tage-Schnitt. Besonders bekannt ist der sogenannte „Golden Cross“: Wenn der 50-Tage-SMA den 200-Tage-SMA von unten nach oben kreuzt, gilt das als bullisches Signal
Was ist der Exponential Moving Average (EMA)?
Der Exponential Moving Average (EMA) ist ein gleitender Durchschnitt, der jüngere Kursdaten stärker gewichtet als ältere. Dadurch reagiert der EMA schneller auf aktuelle Kursbewegungen als der klassische SMA. Besonders für Trader, die kurzfristige Trends erkennen oder Wendepunkte frühzeitig handeln wollen, ist das ein großer Vorteil.
Die Berechnung des EMA ist komplexer als beim SMA, da sie einen sogenannten Glättungsfaktor verwendet. Für das Verständnis reicht jedoch: Aktuelle Kurse haben mehr Einfluss, wodurch der EMA näher am aktuellen Preis verläuft.
Trader verwenden EMAs häufig für Entry- und Exit-Signale, etwa bei Crossover-Strategien (z. B. EMA(9) schneidet EMA(21)) oder zur Bestätigung von Momentum. In stark trendenden Märkten kann der EMA helfen, Bewegungen schneller zu erkennen – birgt aber auch das Risiko von mehr Fehlsignalen in Seitwärtsphasen.
Unterschiede zwischen SMA und EMA
Der Hauptunterschied zwischen SMA und EMA liegt in der Reaktionsgeschwindigkeit: Der EMA passt sich schneller an neue Kursentwicklungen an, während der SMA stärker verzögert reagiert. Das macht den EMA besonders nützlich in dynamischen Marktphasen, während der SMA besser in ruhigen, stabilen Trends funktioniert.
Ein weiterer Unterschied zeigt sich in der Signalqualität: Der EMA liefert oft frühere, aber auch empfindlichere Signale – was zu mehr Fehlausbrüchen führen kann. Der SMA gibt stabilere Signale, kommt dafür aber häufig zu spät.
Auch optisch im Chart lässt sich der Unterschied leicht erkennen: Der EMA „klebt“ näher am Kursverlauf, während der SMA glatter und träger wirkt. Welche Variante besser ist, hängt vom Tradingstil ab – kurzfristige Trader bevorzugen meist den EMA, langfristig orientierte Anleger oft den SMA.
Wann verwende ich welchen Durchschnitt?
Ob du den SMA oder den EMA verwendest, hängt stark von deinem Tradingstil und deinem Zeithorizont ab.
Wenn du kurzfristig handelst – etwa im Daytrading oder beim schnellen Swingtrading – bietet dir der EMA einen Vorteil, weil er schneller auf aktuelle Kursbewegungen reagiert. Du erkennst Trendwechsel früher und kannst dynamisch auf Momentum reagieren.
Beim längerfristigen Investieren oder beim Erkennen von übergeordneten Trends ist der SMA oft hilfreicher. Seine glatteren Verläufe filtern kurzfristiges Rauschen heraus und geben dir stabilere Signale, z. B. bei der Nutzung des 200-Tage-SMA zur Trendbestimmung.
Viele Trader nutzen beide gleitenden Durchschnitte in Kombination, etwa mit der beliebten Crossover-Strategie: Schneidet ein kurzer EMA einen längeren SMA von unten nach oben, gilt das als Kaufsignal. So lassen sich die Stärken beider Methoden effektiv verbinden.