Die EPS Growth Kennzahl ergibt sich aus dem Vergleich des EPS eines aktuellen Zeitraums mit dem EPS eines früheren Zeitraums, meist auf Quartals- oder Jahresbasis. EPS Growth ist ein zentraler Indikator für die fundamentale Stärke und das Wachstumspotenzial eines Unternehmens, da er sowohl die Ertragskraft als auch die Aktienstruktur berücksichtigt.
Ein steigendes EPS Growth deutet darauf hin, dass ein Unternehmen effizient wächst oder profitabler wird – entweder durch Umsatzsteigerung, Kostenreduktion oder Aktienrückkäufe. Sinkt das EPS Growth, kann dies auf stagnierende Umsätze, sinkende Margen oder eine steigende Aktienanzahl hindeuten.
EPS Growth einfach erklärt
EPS Growth zeigt, wie stark sich der Gewinn eines Unternehmens pro Aktie im Zeitverlauf verändert. Dabei geht es nicht um den absoluten Unternehmensgewinn, sondern darum, wie viel Gewinn auf eine einzelne Aktie entfällt – und wie sich dieser Wert gegenüber einem früheren Zeitraum entwickelt hat.
Der zugrunde liegende Wert, das EPS (Earnings per Share), wird berechnet, indem man den Jahres- oder Quartalsgewinn eines Unternehmens durch die Anzahl der ausstehenden Aktien teilt. EPS Growth misst dann die prozentuale Veränderung dieses Werts, also das Wachstum oder den Rückgang des Gewinns je Aktie.
Der Unterschied ist also:
- EPS ist der konkrete Gewinn je Aktie in einer bestimmten Periode.
- EPS Growth zeigt, wie stark dieser Gewinn je Aktie im Vergleich zur Vorperiode gestiegen oder gefallen ist.
Ein einfaches Beispiel:
Wenn ein Unternehmen im Jahr 2024 ein EPS von 2,00 € hatte und im Jahr 2025 auf 2,40 € kommt, beträgt das EPS Growth:

Das heißt: Der Gewinn je Aktie ist in einem Jahr um 20 % gestiegen – ein positives Signal für Anleger, sofern der Anstieg nachhaltig ist. EPS Growth hilft also, Unternehmen zu identifizieren, deren Gewinne pro Aktie im Zeitverlauf zulegen – ein zentrales Merkmal wachstumsstarker Unternehmen.
Wie wird EPS Growth berechnet?
Die Berechnung von EPS Growth ist im Kern recht einfach – man vergleicht den Gewinn pro Aktie (EPS) eines aktuellen Zeitraums mit dem einer früheren Periode und drückt die Veränderung in Prozent aus. Wichtig ist dabei, dass die Zeiträume vergleichbar sind – also z. B. ein Quartal mit dem Vorjahresquartal oder ein ganzes Geschäftsjahr mit dem Vorjahr.
Hier ist die grundlegende Formel zur Berechnung von EPS Growth:

Beispiel
Ein Unternehmen erzielt im Jahr 2023 ein EPS von 1,80 €. Im Jahr 2024 beträgt das EPS 2,25 €.
Das EPS Growth ergibt sich wie folgt:

Das bedeutet: Der Gewinn pro Aktie ist innerhalb eines Jahres um 25 % gestiegen.
Was beeinflusst EPS Growth?
- Steigende Umsätze: Mehr Verkäufe führen oft zu höheren Gewinnen.
- Kostenoptimierung: Wenn ein Unternehmen effizienter wird, steigt das EPS bei gleichem Umsatz.
- Aktienrückkäufe: Durch weniger ausstehende Aktien verteilt sich der Gewinn auf weniger Anteile – das steigert das EPS auch ohne echtes Gewinnwachstum.
Für eine realistische Beurteilung sollte man daher immer prüfen, ob das Wachstum operativ oder nur technisch (z. B. durch Rückkäufe) zustande kommt.
EPS Growth Kennzahlen: YoY vs. Q/Q
EPS Growth lässt sich auf verschiedene Zeiträume beziehen. Die beiden gebräuchlichsten Methoden sind das Year-over-Year (YoY)-Wachstum und das Quarter-over-Quarter (Q/Q)-Wachstum. Beide haben ihre Berechtigung – je nachdem, ob man längerfristige Trends oder kurzfristige Dynamik betrachten will.
Year-over-Year (YoY) EPS Growth
Beim YoY-Vergleich wird das EPS eines aktuellen Quartals oder Jahres mit dem gleichen Zeitraum des Vorjahres verglichen.
Beispiel:
EPS Q1 2024 = 1,20 €
EPS Q1 2023 = 1,00 €
→ EPS Growth (YoY) = 20 %
Vorteile:
- Saisonale Effekte werden ausgeblendet
- Gut geeignet für langfristige Wachstumsanalyse
- Wird oft von Analysten in Earnings Reports zitiert
Wichtig: Ein einzelnes starkes Quartal kann das Jahreswachstum stark beeinflussen – daher idealerweise mehrere Jahre betrachten.
Quarter-over-Quarter (Q/Q) EPS Growth
Beim Q/Q-Vergleich wird das EPS eines Quartals mit dem direkt vorhergehenden Quartal verglichen.
Beispiel:
EPS Q2 2024 = 1,30 €
EPS Q1 2024 = 1,20 €
→ EPS Growth (Q/Q) = 8,3 %
Vorteile:
- Zeigt kurzfristige Dynamik und Momentum
- Nützlich für Trader oder bei Trendwenden
- Ergänzt das Bild des langfristigen YoY-Wachstums
Wichtig: Q/Q-Werte schwanken stärker – deshalb nur im Kontext interpretieren.
Bedeutung für Anleger und Investoren
EPS Growth ist ein zentraler Indikator für die Qualität und Dynamik eines Unternehmenswachstums. Gerade für Wachstumsinvestoren spielt diese Metrik eine Schlüsselrolle bei der Bewertung und Auswahl von Aktien.
Warum EPS Growth so wichtig ist
Ein Unternehmen, das über mehrere Jahre hinweg ein solides Gewinnwachstum je Aktie erzielt, zeigt nicht nur operative Stärke, sondern auch Kapitaldisziplin. Kontinuierlich steigendes EPS bedeutet:
- Die Firma wächst profitabel.
- Sie kann ihre Gewinne verteidigen oder ausbauen.
- Der Wert für Aktionäre steigt langfristig.
Für Anleger ist das ein positives Signal, besonders im Vergleich zu Unternehmen mit stagnierenden oder rückläufigen EPS-Werten.
EPS Growth im Kontext betrachten
Wichtig ist, EPS Growth nicht isoliert zu bewerten. Es sollte immer im Zusammenspiel mit weiteren Kennzahlen analysiert werden, z. B.:
- Umsatzwachstum (zeigt, ob das EPS durch echtes Wachstum oder Kostentricks steigt)
- Margenentwicklung (steigende Gewinne bei sinkenden Margen sind oft nicht nachhaltig)
- Cashflow und Verschuldung (zeigt, wie solide das Wachstum finanziert wird)
Auch ein Blick auf den Gesamtmarkt und die Branche ist entscheidend: Ein EPS-Wachstum von 10 % mag in einem stagnierenden Sektor stark sein – in einem Boom-Markt dagegen eher schwach. Manche EPS-Steigerungen wirken auf den ersten Blick beeindruckend, haben aber wenig Substanz:
- Aktienrückkäufe können das EPS erhöhen, obwohl der tatsächliche Gewinn stagniert.
- Einmaleffekte wie Verkäufe oder Abschreibungen können das Ergebnis kurzfristig verzerren.
Daher sollten Anleger hinterfragen, woher das EPS-Wachstum stammt, bevor sie eine Investmententscheidung treffen.
Worauf Anleger beim EPS Growth achten sollten – Checkliste
🔎 Ist das Wachstum nachhaltig?
→ Stammen die EPS-Zuwächse aus echtem Umsatzwachstum oder nur aus Kostensenkungen?
📈 Wie konstant ist das EPS-Wachstum?
→ Mehrere Quartale oder Jahre mit solidem Wachstum sind vertrauenswürdiger als starke Einmalzahlen.
🧮 Wie sieht das Umsatzwachstum aus?
→ Starkes EPS bei stagnierendem Umsatz kann auf reine Sparmaßnahmen oder Rückkäufe hinweisen.
💰 Wurde das EPS durch Aktienrückkäufe beeinflusst?
→ Rückkäufe reduzieren die Aktienanzahl – dadurch steigt das EPS auch ohne echten Gewinnzuwachs.
⚠️ Gibt es Einmaleffekte oder Sondereinflüsse?
→ Z. B. Verkäufe, Abschreibungen oder Steuerboni – diese können das Ergebnis verzerren.
📊 Passt das EPS-Wachstum zur Branche und Marktlage?
→ In Wachstumsbranchen gelten höhere Maßstäbe als in reifen Märkten.
🧠 Wie passt das Wachstum zur Investmentstrategie?
→ Für Growth-Investoren zählt starkes und beschleunigtes Wachstum – Value-Investoren gewichten Stabilität und Bewertung stärker.
Was sind gute EPS Growth Werte?
Wie gut ein EPS Growth-Wert ist, hängt nicht nur von der Branche oder dem Unternehmen ab, sondern auch davon, über welchen Zeitraum das Wachstum gemessen wird. Je kürzer der Zeitraum, desto größer die Schwankungen – je länger, desto verlässlicher ist der Trend.
EPS Q/Q
Vergleicht das aktuelle Quartal mit dem direkt vorherigen und ist stärken Schwankungen unterworfen.
Gute Werte:
- ab +10 %: solide
- ab +20–30 %: stark
- über +40 %: sehr stark, aber prüfen auf Einmaleffekte
EPS YoY
Vergleicht z. B. Q1 2026 mit Q1 2024 und ist ein etabliertes Maß für nachhaltiges Wachstum.
Gute Werte:
- ab +15–20 %: solides Wachstum
- 25–50 %: starkes Wachstum, ideal für Growth-Investing
- über 50 %: Ausreißer – prüfen auf Substanz
3–5 Jahre EPS Growth CAGR
Gibt die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) über einen mehrjährigen Zeitraum an.
Gute Werte:
- ab +10 % jährlich: gesundes, stabiles Wachstum
- 15–25 % CAGR: überdurchschnittlich
- über 25 % CAGR: exzellent – Achtung auf Bewertung und Nachhaltigkeit
Gute EPS Growth-Werte lassen sich nicht pauschal festlegen, sondern müssen im Kontext des Zeitraums, der Branche und der Unternehmensstrategie betrachtet werden.Ein konstanter EPS-Zuwachs von über 20 % im YoY-Vergleich und ein CAGR von 15 %+ über 3–5 Jahre gelten allgemein als stark – ideal für wachstumsorientierte Anleger. Diese Tabelle zeigt, wie unterschiedlich gute EPS Growth Werte nach Branche sein können:
Branche | Guter YoY EPS Growth | Guter 5Y CAGR |
---|---|---|
Technologie | 25–50 % | 20–30 % |
Nicht-zyklische Konsumgüter | 10–20 % | 8–12 % |
Industrie | 10–15 % | 8–10 % |
Gesundheitswesen | 10–20 % | 10–15 % |
Versorger / Telekommunikation | 0–8 % | 3–6 % |
High-Growth/Small Caps | 40–100 % | 25–35 % |
Begriffe im Deutschen: EPS, EPS Growth & Co.
Im deutschsprachigen Raum werden viele Finanzkennzahlen im Original (Englisch) verwendet – besonders in Berichten, Trading-Software oder Finanzmedien. Trotzdem lohnt sich ein kurzer Überblick über die Begriffe und ihre deutschen Entsprechungen:
Englischer Begriff | Deutsche Bezeichnung | Bedeutung |
---|---|---|
EPS (Earnings per Share) | Gewinn je Aktie | Gewinn des Unternehmens geteilt durch Aktienanzahl |
EPS Growth | Gewinnwachstumsrate / Gewinnwachstum je Aktie | Prozentuale Veränderung des EPS im Zeitverlauf |
YoY (Year-over-Year) | Jahresvergleich / Vorjahresvergleich | Vergleich z. B. Q1 2024 mit Q1 2023 |
Q/Q (Quarter-over-Quarter) | Quartalsvergleich | Vergleich z. B. Q1 2024 mit Q4 2023 |
CAGR | durchschnittliche jährliche Wachstumsrate | „Compound Annual Growth Rate“ über mehrere Jahre |