Reverse Split

Ein Reverse Split ist eine Kapitalmaßnahme, bei der mehrere bestehende Aktien zu einer neuen Aktie zusammengelegt werden, zum Beispiel im Verhältnis 10 zu 1.
reverse split einfach erklärt

Inhalt

Dadurch sinkt die Anzahl der ausstehenden Aktien, während sich der Aktienkurs rechnerisch entsprechend erhöht, der Gesamtwert des Unternehmens bleibt unverändert. Für Aktionäre ändert sich somit nur die Stückzahl und der Kurs pro Aktie, nicht aber der Wert ihres Investments.

Was ist ein Reverse Split? Einfach erklärt

Ein Reverse Split, auch Aktienzusammenlegung genannt, ist eine Kapitalmaßnahme, bei der mehrere bestehende Aktien eines Unternehmens zu einer neuen Aktie zusammengefasst werden. Typische Verhältnisse sind zum Beispiel 1:5, 1:10 oder 1:20, das bedeutet, dass ein Anleger für fünf, zehn oder zwanzig alte Aktien jeweils eine neue Aktie erhält. Gleichzeitig steigt der Aktienkurs rechnerisch im gleichen Verhältnis, sodass sich der Gesamtwert des Unternehmens und auch der Depotwert der Anleger zunächst nicht verändert. 

Wichtig ist dabei: Ein Reverse Split schafft keinen neuen Unternehmenswert. Es handelt sich um eine rein technische Anpassung der Aktienstruktur. Wenn ein Unternehmen vor dem Reverse Split beispielsweise 100 Millionen Aktien zu je 1 Euro ausgegeben hatte, existieren nach einem 1:10-Reverse-Split nur noch 10 Millionen Aktien, der Kurs liegt dann rechnerisch bei etwa 10 Euro.

Der zentrale Zweck eines Reverse Splits ist es meist, einen sehr niedrigen Aktienkurs anzuheben. Häufig greifen Unternehmen zu dieser Maßnahme, wenn der Kurs über längere Zeit stark gefallen ist oder Mindestkursanforderungen einer Börse eingehalten werden müssen. Für Anleger ist daher entscheidend zu verstehen, dass ein höherer Kurs nach einem Reverse Split nicht automatisch ein Zeichen für eine bessere wirtschaftliche Lage des Unternehmens ist.

Das Gegenteil des Reverse Split ist der sogenannte Aktiensplit, wobei eine bestehende Aktie in mehrere neue Aktien aufgeteilt wird, zum Beispiel im Verhältnis 1:2 oder 1:10, wodurch sich die Anzahl der Aktien erhöht und der Kurs rechnerisch sinkt, während der Gesamtwert des Unternehmens und der Depotwert der Anleger unverändert bleiben.

Gründe für einen Reverse-Split bei Aktien

Ein Reverse Split wird von Unternehmen in der Regel nicht aus Stärke, sondern aus strategischer Notwendigkeit durchgeführt. Die Maßnahme soll bestimmte Probleme lösen oder Risiken begrenzen, die mit sehr niedrigen Aktienkursen verbunden sind. 

Mindestkursanforderungen der Börse einhalten

Viele Börsenplätze, insbesondere in den USA, verlangen einen Mindestaktienkurs, damit ein Unternehmen dort weiterhin gelistet bleiben darf. Fällt der Kurs dauerhaft unter diese Grenze, droht ein Delisting. Durch einen Reverse Split wird der Kurs rein rechnerisch angehoben, sodass die formalen Anforderungen wieder erfüllt werden können, ohne dass frisches Kapital aufgenommen werden muss.

Seriöseres Erscheinungsbild am Kapitalmarkt

Sehr niedrige Aktienkurse wirken auf viele Marktteilnehmer abschreckend. Aktien im Cent- oder Pennystock-Bereich werden häufig mit finanziellen Problemen, hoher Volatilität und spekulativem Handel assoziiert. Ein Reverse Split soll den Kurs optisch in einen „normaleren“ Bereich bringen und das Unternehmen für institutionelle Investoren oder Fonds überhaupt erst investierbar machen.

Handelstechnische Probleme reduzieren

Aktien mit extrem niedrigem Kurs neigen zu starken prozentualen Schwankungen, selbst bei kleinen absoluten Kursbewegungen. Das erschwert sauberes Trading, erhöht die Spreads und begünstigt kurzfristige Spekulation. Durch eine höhere Kursbasis kann der Handel ruhiger und berechenbarer werden, zumindest auf technischer Ebene.

Vorbereitung auf weitere Kapitalmaßnahmen

In vielen Fällen dient ein Reverse Split als Vorstufe für weitere Schritte wie Kapitalerhöhungen oder Restrukturierungen. Ein höherer Aktienkurs ermöglicht es dem Unternehmen, neue Aktien zu platzieren, ohne in den Pennystock-Bereich zurückzufallen. Für Anleger ist das ein wichtiger Punkt, da spätere Kapitalmaßnahmen trotz Reverse Split zu Verwässerung führen können.

Signalwirkung nach starken Kursverlusten

Ein Reverse Split ist häufig die Reaktion auf einen langen Abwärtstrend. Das Management versucht damit, einen Neustart zu signalisieren oder Zeit zu gewinnen, um operative Probleme zu lösen. Entscheidend ist dabei nicht der Split selbst, sondern ob sich das Geschäftsmodell und die Fundamentaldaten danach tatsächlich verbessern.

Wie läuft ein Reverse Split ab?

In der Praxis dauert ein Reverse Split von der Ankündigung bis zur vollständigen Umsetzung meist wenige Wochen. Für Anleger ist der Ablauf daher überschaubar, auch wenn die Maßnahme oft ein Warnsignal für die wirtschaftliche Lage des Unternehmens ist.

Schritt 1: Ankündigung durch das Unternehmen

Zunächst kündigt das Unternehmen offiziell an, einen Reverse Split durchführen zu wollen. Diese Information wird meist per Ad-hoc-Mitteilung oder im Rahmen von Quartalsberichten veröffentlicht. In der Ankündigung werden das geplante Umtauschverhältnis, zum Beispiel 1:10, sowie der voraussichtliche Zeitplan genannt.

Schritt 2: Beschluss durch Hauptversammlung oder Vorstand

In vielen Fällen muss der Reverse Split von der Hauptversammlung genehmigt werden. Bei manchen Rechtsformen oder Märkten reicht auch ein Vorstandsbeschluss. Erst mit dieser formalen Zustimmung ist die Maßnahme rechtlich verbindlich.

Schritt 3: Festlegung des Stichtags

Das Unternehmen legt einen Stichtag fest, an dem die Aktienzusammenlegung wirksam wird. Wer die Aktie zu diesem Zeitpunkt im Depot hält, nimmt automatisch am Reverse Split teil. Für Anleger ist kein aktives Handeln notwendig.

Schritt 4: Technische Umstellung im Depot

Am Stichtag wird die Anzahl der Aktien im Depot angepasst. Die Stückzahl sinkt entsprechend dem Umtauschverhältnis, der Aktienkurs steigt rechnerisch im gleichen Maß. Der Gesamtwert der Position bleibt unverändert, abgesehen von möglichen Rundungsdifferenzen.

Schritt 5: Umgang mit Bruchstücken

Entstehen durch den Reverse Split sogenannte Bruchstücke, also halbe oder viertel Aktien, werden diese in der Regel automatisch ausgeglichen. Entweder werden sie bar abgefunden oder zusammengelegt, abhängig von den Regelungen des Unternehmens und der depotführenden Bank.

Reverse Split Beispiel

Stellen wir uns ein Unternehmen vor, dessen Aktie über mehrere Jahre stark gefallen ist. Operative Probleme, sinkende Umsätze und enttäuschte Erwartungen haben dazu geführt, dass der Aktienkurs nur noch bei 0,80 € liegt. Das Unternehmen hat 100 Millionen Aktien im Umlauf und wird vom Markt kaum noch ernst genommen. Viele Investoren stufen die Aktie als spekulativ ein, größere Anleger und Fonds meiden sie vollständig.

Zusätzlich droht ein Problem mit der Börsennotierung, da der Kurs dauerhaft unter einer wichtigen Mindestmarke liegt. Das Management steht unter Druck, schnell zu handeln.

Der Reverse Split

Das Unternehmen entscheidet sich für einen Reverse Split im Verhältnis 1:10. Aus jeweils zehn alten Aktien wird eine neue Aktie. Am Stichtag reduziert sich die Aktienanzahl von 100 Millionen auf 10 Millionen Stück. Der Kurs steigt rechnerisch von 0,80 Euro auf 8,00 Euro. Der Börsenwert des Unternehmens bleibt unverändert, ebenso der Wert der Depots der Aktionäre.

Rein technisch hat sich also nichts verbessert. Es gibt weder höhere Umsätze noch bessere Gewinne, lediglich eine neue Aktienstruktur.

Psychologische Reaktion des Marktes

Nach dem Reverse Split reagieren Marktteilnehmer oft unterschiedlich. Ein Teil der Anleger erkennt sofort, dass es sich nur um eine optische Maßnahme handelt und bleibt skeptisch. Andere Marktteilnehmer lassen sich kurzfristig vom höheren Kursniveau täuschen oder interpretieren den Schritt als möglichen Neuanfang. Dadurch kann es in den ersten Tagen zu erhöhter Volatilität kommen, sowohl nach oben als auch nach unten.

Häufig zeigt sich jedoch, dass ohne operative Verbesserungen der Kurs mittelfristig wieder unter Druck gerät. Der Reverse Split allein ändert nichts an der wirtschaftlichen Realität des Unternehmens.

Was sich das Unternehmen erhofft

Aus Sicht des Unternehmens ist der Reverse Split ein Versuch, Zeit zu gewinnen und Spielraum zu schaffen. Ein höherer Kurs soll das Delisting verhindern, den Handel stabilisieren und das Unternehmen wieder investierbar machen. Gleichzeitig hofft das Management, neue Investoren anzusprechen oder sich für spätere Kapitalmaßnahmen besser aufzustellen.

Ob dieser Plan aufgeht, hängt nicht vom Reverse Split selbst ab, sondern davon, ob es dem Unternehmen gelingt, seine operativen Probleme tatsächlich zu lösen. Der Reverse Split ist daher kein Wendepunkt, sondern höchstens ein Werkzeug, das den Weg für echte Verbesserungen freimachen soll.

Hat ein Reverse Split je funktioniert?

Ein Reverse Split gilt unter Anlegern oft als Warnsignal, dennoch gibt es Fälle, in denen er Teil einer erfolgreichen Wende war. Entscheidend ist dabei immer, was nach dem Reverse Split passiert

Ein Reverse Split, der funktioniert hat – Priceline

Ein häufig genanntes Positivbeispiel ist Priceline. Das Unternehmen führte Anfang der 2000er-Jahre nach dem Platzen der Dotcom-Blase einen Reverse Split durch. Die Aktie war stark gefallen, das Vertrauen der Anleger beschädigt und das Geschäftsmodell stand infrage.

Der Reverse Split selbst war jedoch nicht der Erfolgsfaktor. Entscheidend war, dass Priceline sein Geschäftsmodell grundlegend weiterentwickelte, Kosten senkte und sich strategisch neu positionierte. In den Jahren danach wuchsen Umsatz und Gewinn deutlich, das Vertrauen kehrte zurück und die Aktie entwickelte sich langfristig extrem positiv. Der Reverse Split war hier lediglich ein technischer Neustart, während die echte Wertschöpfung operativ entstand.

Fazit

Ein Reverse Split kann funktionieren, wenn er Teil einer echten strategischen und operativen Wende ist. In diesen Fällen ist er ein Begleitinstrument, nicht die Ursache des Erfolgs. Scheitert ein Reverse Split, liegt das fast immer daran, dass fundamentale Probleme ungelöst bleiben oder neue Verwässerungen folgen.

Für Anleger bedeutet das: Nicht der Reverse Split selbst ist entscheidend, sondern die Frage, ob sich Umsatz, Margen, Cashflow und Geschäftsmodell danach nachhaltig verbessern. Ohne diese Faktoren bleibt ein Reverse Split meist genau das, was er ist – eine rechnerische Maßnahme ohne langfristige Wirkung.

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