Kalenderwoche 16 wird durch den Karfreitags-Feiertag verkürzt, an dem Börsen in vielen Ländern wie Deutschland und den USA geschlossen sind. Dennoch steht eine entscheidende Woche bevor: Schwergewichte wie Netflix und ASML legen Quartalszahlen vor, während Anleger die Reden von EZB und Fed-Chef Jerome Powell genau verfolgen.
Wirtschaftstermine in Kalenderwoche 16
Die verkürzte Börsenwoche bringt eine Fülle an marktrelevanten Daten. Am Mittwoch stehen die US-Einzelhandelsumsätze für März im Fokus – ein Schlüsselindikator für die Konsumstärke der größten Volkswirtschaft. Ebenfalls am Mittwoch hält Fed-Chef Jerome Powell eine Rede, die mit Spannung erwartet wird. Nach jüngsten Kommentaren, in denen Powell eine robuste Wirtschaft, aber auch Inflationsrisiken durch Trumps Zollpolitik betonte, hoffen Anleger auf Klarheit zu Zinssenkungen 2025 – die Märkte preisen derzeit zwei bis drei Senkungen ein, beginnend im Sommer.
Am Mittwoch, dem 16. April, veröffentlicht außerdem Eurostat die endgültigen Verbraucherpreisindizes (VPI) für März. Analysten erwarten eine Gesamtinflation von 2,2 % und eine Kerninflation von 2,6 %. Dieser anhaltende Rückgang der Teuerungsraten deutet auf eine fortschreitende Disinflation hin, obwohl beide Werte weiterhin über dem 2 %-Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) liegen. Insbesondere die rückläufigen Energiepreise tragen zur Entspannung bei, während steigende Lebensmittelpreise den Rückgang teilweise ausgleichen.
Im Mittelpunkt steht am Donnerstag, dem 17. April, die Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank. Viele Marktteilnehmer rechnen mit einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte, was den Einlagensatz auf 2,25 % senken würde. Diese Erwartung wird durch die schwächelnde Konjunktur in der Eurozone und die zunehmenden geopolitischen Spannungen, insbesondere durch neue US-Zölle, gestützt. Einige Analysten halten sogar eine größere Zinssenkung für möglich. Die Märkte preisen derzeit bis Ende 2025 einen Einlagensatz zwischen 1,50 % und 1,75 % ein, was mindestens drei weitere Senkungen implizieren würde.
Ebenfalls am Donnerstag liefern die US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe Einblicke in den Arbeitsmarkt. Nach zuletzt stabilen Werten um 220.000 wird ein leichter Anstieg auf etwa 225.000 prognostiziert, was weiterhin einen robusten Arbeitsmarkt widerspiegeln würde. Ein starker Arbeitsmarkt könnte die Fed dazu bewegen, Zinssenkungen zurückhaltend anzugehen, was Aktienmärkte unter Druck setzen könnte.
Diese Quartalszahlen bewegen die Märkte
In der dritten Aprilwoche erwartet Anleger ein wahres Feuerwerk an Quartalszahlen – mit hochkarätigen Namen aus Banken, Pharma, Luxus, Tech und Industrie. Gleich eine ganze Reihe globaler Schwergewichte legt ihre Bücher offen, darunter Goldman Sachs, Johnson & Johnson, ASML, Taiwan Semiconductor, UnitedHealth, Netflix, LVMH, Hermès und L’Oréal. Von Montag bis Donnerstag liefert jeder Börsentag neue Impulse – die Berichtswoche zählt schon jetzt zu den spannendsten der laufenden Earnings Season.
Berichtstag | Unternehmen | Erwartetes EPS | Erwarteter Umsatz |
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Montag | Goldman Sachs (GS) | 12,31 USD | 14,98 Mrd. USD |
Montag | M&T Bank (MTB) | 3,42 USD | 2,35 Mrd. USD |
Dienstag | Johnson & Johnson (JNJ) | 2,65 USD | 21,64 Mrd. USD |
Dienstag | Louis Vuitton (LVMH) | – | 22,73 Mrd. EUR |
Dienstag | Bank of America (BAC) | 0,82 USD | 26,99 Mrd. USD |
Dienstag | Citigroup (C) | 1,86 USD | 21,3 Mrd. USD |
Dienstag | Beiersdorf AG (BEI) | – | 2,67 Mrd. EUR |
Dienstag | United Airlines Holdings (UAL) | 0,77 USD | 13,37 Mrd. USD |
Dienstag | Interactive Brokers (IBKR) | 1,87 USD | 1,38 Mrd. USD |
Mittwoch | ASML | 5,65 EUR | 7,88 Mrd. EUR |
Mittwoch | Progressive (PGR) | 4,74 USD | 21,6 Mrd. USD |
Mittwoch | U.S. Bancorp (USB) | 0,98 USD | 6,91 Mrd. USD |
Mittwoch | Abbott Labs (ABT) | 1,07 USD | 10,4 Mrd. USD |
Mittwoch | Heineken | – | 6,99 Mrd. EUR |
Mittwoch | Sartorius | 1,20 EUR | 863,97 Mio. EUR |
Donnerstag | Taiwan Semiconductor (TSMC) | 2,07 USD | 25,37 Mrd. USD |
Donnerstag | UnitedHealth (UNH) | 7,29 USD | 111,5 Mrd. USD |
Donnerstag | Netflix (NFLX) | 5,69 USD | 10,5 Mrd. USD |
Donnerstag | Hermès International | – | 4,48 Mrd. EUR |
Donnerstag | L’Oréal | – | 12,22 Mrd. EUR |
Donnerstag | The Charles Schwab (SCHW) | 0,99 USD | 5,46 Mrd. USD |
Donnerstag | Blackstone (BX) | 1,15 USD | 2,94 Mrd. USD |
Donnerstag | Pernod Ricard | – | 2,38 Mrd. EUR |
Starker Auftakt der Banken: Goldman Sachs mit dabei?
Mit dem Earnings-Call am Montag rückt Goldman Sachs ins Rampenlicht – nur wenige Tage nach dem offiziellen Startschuss der US-Berichtssaison. Am vergangenen Freitag haben JPMorgan Chase, Wells Fargo, Morgan Stanley und BlackRock starke Zahlen vorgelegt und teils deutlich über den Erwartungen gelegen. Jetzt ist Goldman an der Reihe – und der Markt erwartet ein ähnlich solides Signal.
Analysten prognostizieren ein Gewinn je Aktie (EPS) von 12,31 USD bei einem Umsatz von rund 14,98 Milliarden USD. Dabei dürften vor allem die Entwicklungen im Investmentbanking, im Handelsgeschäft sowie der Ausblick auf das M&A-Geschäft im Fokus stehen.
Die Aktie selbst hat turbulente Wochen hinter sich. Nach einem kräftigen Abverkauf im März fiel der Kurs auf ein Zwischentief unter 460 USD, konnte sich zuletzt aber wieder stabilisieren. Mit einem Schlusskurs von 494,44 USD (Stand: 11. April) zeigt sich eine gewisse Erholung – gestützt von einer Wochenperformance von +5 %. Technisch betrachtet notiert das Papier jedoch weiter unter allen relevanten gleitenden Durchschnitten, was aus Sicht vieler Charttechniker eine abwartende Haltung nahelegt.
Sollte Goldman Sachs die Erwartungen übertreffen – wie die Wettbewerber vor dem Wochenende –, könnte das die positive Grundstimmung für den gesamten Finanzsektor festigen und zum Katalysator für weitere Kursgewinne werden.
ASML & TSMC: Die Schlüsselakteure der Chipwelt im Fokus
Inmitten geopolitischer Spannungen und wachsender Nachfrage nach Hochleistungschips rücken zwei zentrale Säulen der globalen Halbleiterproduktion ins Rampenlicht: ASML und Taiwan Semiconductor (TSMC). Beide Unternehmen legen diese Woche ihre Quartalszahlen vor – ASML am Mittwoch, TSMC am Donnerstag – und könnten damit nicht nur die Tech-Werte, sondern den gesamten Markt bewegen.
ASML, der niederländische Hersteller von Lithografiemaschinen, ist ein entscheidender Zulieferer für nahezu alle großen Chipproduzenten weltweit. Erwartet wird ein Gewinn je Aktie (EPS) von 5,65 EUR bei einem Umsatz von rund 7,88 Milliarden EUR. Nach einem schwierigen ersten Quartal, geprägt von Exportbeschränkungen und Nachfrageschwankungen, dürften sich Investoren vor allem für den Ausblick interessieren: Wie stark wirken sich geopolitische Unsicherheiten – etwa im Handel mit China – auf die Auftragslage und Margen aus?
Charttechnisch zeigt sich ASML mit einer kleinen Gegenbewegung nach dem März-Tief. Die Aktie notiert aktuell bei 668,81 USD (Stand: 11. April), liegt aber noch klar unter ihren gleitenden Durchschnitten. Der Relative-Stärke-Index (RSI) bei 48 signalisiert eine neutrale Ausgangslage. Analysten sehen im Schnitt ein Kurspotenzial bis 916 USD – über 35 % Luft nach oben.
TSMC, der weltgrößte Auftragsfertiger für Chips, ist nicht nur Lieferant für Tech-Giganten wie Apple und Nvidia, sondern ein geopolitisch hochsensibler Akteur. Für das erste Quartal wird ein EPS von 2,07 USD bei einem Umsatz von 25,37 Milliarden USD erwartet. Besonders spannend: Das Unternehmen ist ein Frühindikator für die gesamte Tech-Branche. Aussagen zur Chipnachfrage im KI-Segment und zur Produktionsauslastung könnten starke Marktreaktionen auslösen.
Auch bei TSMC ist die Aktie nach einem heftigen Kursrutsch im März wieder auf Erholungskurs. Der aktuelle Kurs liegt bei 157,08 USD – rund 7 % höher als in der Vorwoche. Trotzdem bleibt der technische Ausblick angeschlagen: Die Aktie notiert unter der 200-Tage-Linie, der RSI liegt bei 42,93 – nahe dem überverkauften Bereich. Fundamental überzeugt TSMC mit einem beeindruckenden operativen Gewinn von über 45 % sowie einem Umsatzwachstum von fast 30 % im Jahresvergleich.
Fazit: Die beiden Chip-Giganten könnten zum Taktgeber für den Tech-Sektor werden. Sollten ASML und TSMC sowohl bei Zahlen als auch Ausblick überzeugen, dürfte das die angeschlagene Halbleiterbranche stabilisieren – und der gesamten Nasdaq neuen Rückenwind geben.
Netflix – Stabile Streaming-Power in einem wackeligen Tech-Umfeld
Wenn Netflix am Donnerstag nach US-Börsenschluss seine Q1-Zahlen vorlegt, richtet sich die Aufmerksamkeit nicht nur auf Umsatz und Gewinn, sondern auf das große Ganze: Wie gut behauptet sich der Streaming-Pionier im rauer werdenden Medienumfeld? Analysten erwarten ein EPS von 5,69 USD bei einem Umsatz von 10,5 Milliarden USD – solide Vorgaben.
Besonders bemerkenswert: Während viele große Tech-Namen in den letzten Wochen teils zweistellig korrigierten, zeigt sich Netflix deutlich stabiler. Die Aktie notiert aktuell bei 918,29 USD (Stand: 11. April) – nur etwa 13 % unter dem 52-Wochen-Hoch. Damit gehört das Papier zu den widerstandsfähigsten Schwergewichten der Nasdaq, nicht zuletzt wegen robuster Zahlen, starker Nutzerbindung und Fortschritten beim werbefinanzierten Abo-Modell.
Auch fundamental überzeugt Netflix: Das EPS ist im Jahresvergleich um 65 % gestiegen, die operative Marge liegt bei starken 26 %, und der Quartalsgewinn bewegt sich mit über 8,7 Milliarden USD auf solidem Niveau. Charttechnisch bewegt sich die Aktie aktuell in einer gesunden Konsolidierungsphase zwischen 850 und 950 USD – von Panik keine Spur. Der 200-Tage-Durchschnitt zeigt weiter nach oben, was auf mittelfristige Stärke hindeutet. Auch der RSI mit knapp 48 deutet weder auf Überkauftheit noch auf Abgabedruck hin.
Netflix geht mit Schwung in die Zahlen und könnte sich einmal mehr als Fels in der Brandung eines nervösen Tech-Marktes erweisen. Gelingt es, mit Nutzerwachstum, Werbemodell und Sportstrategie zu überzeugen, könnte die Aktie bald einen neuen Angriff auf die 1.000 USD-Marke starten.
Fazit KW 16 – Zwischen Chancen und Schlagzeilen
Die vergangene Woche war an Verrücktheit kaum zu überbieten – ein Mix aus Blitz-Rallys, Rücksetzern und geopolitischen Schockwellen hat die Märkte wild hin und her gerissen. Kaum war etwas Ruhe eingekehrt, sorgte die nächste Zollnachricht wieder für Nervosität. Für Kalenderwoche 16 könnte nun eine Phase geringerer Volatilität anstehen – zumindest, wenn keine neuen Brandherde aus den USA oder China auflodern.
Die anstehende Flut an Quartalszahlen großer Unternehmen bringt jedoch enormes Potenzial: Eine solide Berichtssaison – insbesondere von Schwergewichten wie Goldman Sachs, J&J, ASML, TSMC oder Netflix – könnte eine technische Gegenbewegung auslösen. Doch das Gleichgewicht ist fragil. Die Stimmung kann mit einer einzigen Zoll-News schnell kippen, und neue Tiefs wären dann keine Überraschung.
Langfristig orientierte Investoren finden jetzt vermehrt Einstiegschancen. Doch wer genau hinsieht, erkennt: Es sind nicht nur die gefallenen Engel, die gerade spannend sind, sondern jene Aktien, die selbst im Korrekturmodus relative Stärke zeigen. Wer jetzt in den Earnings überzeugt, könnte der neue Marktführer der nächsten Rallye werden.